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Methodik
Das Fairwork-Projekt verwendet drei methodische Ansätze, um die Fairness der Arbeitsbedingungen auf digitalen Arbeitsplattformen effektiv zu messen: Eigene Recherchen, Interviews und Umfragen unter den Arbeiter:innen und Interviews mit dem Plattformmanagement. Mit diesen drei Ansätzen wollen wir herausfinden, ob die Plattformen gemäß der fünf Fairwork-Prinzipien agieren.
Wir sind uns bewusst, dass nicht alle Plattformen ein Geschäftsmodell verwenden, das es ihnen erlaubt, den Nutzer:innen und/oder Arbeiter:innen bestimmte Vertragsbedingungen auf eine Weise aufzuerlegen, die den Schwellenwerten der Fairwork-Prinzipien entsprechen. Alle Plattformen haben jedoch die Möglichkeit, die Art und Weise zu beeinflussen, in der Nutzer:innen auf der Plattform interagieren. Bei Plattformen, die die Bedingungen für die Beschäftigung von Arbeiter:innen durch Nutzer:innen der Plattform nicht selbst festlegen, prüfen wir daher eine Reihe anderer Faktoren, wie z. B. veröffentlichte Richtlinien und/oder Prozessen, öffentliche Erklärungen und Website-/App-Funktionen, um festzustellen, ob die Plattform geeignete Schritte unternommen hat, um sicherzustellen, dass sie die Kriterien für die Vergabe eines Punktes für den jeweiligen Grundsatz erfüllt.
Im Falle einer Gigwork-Plattform suchen wir nach Nachweisen für die Einhaltung unserer Fairwork-Prinzipien für Gigwork-Plattformen und im Falle einer Cloudwork-Plattform nach Nachweisen für die Einhaltung unserer Fairwork-Prinzipien für Cloudwork-Plattformen.
Schreibtischstudien
Jeder jährliche Fairwork-Bewertungszyklus beginnt mit einer intensiven Recherche, um das Spektrum der zu bewertenden Plattformen abzubilden, Kontaktmöglichkeiten mit dem Management zu ermitteln, geeignete Interviewleitfäden und Erhebungsinstrumente zu entwickeln und Rekrutierungsstrategien für den Zugang zu den Arbeiter:innen zu entwerfen. Für jede Plattform sammeln und analysieren wir außerdem eine Vielzahl von Dokumenten, darunter Verträge, Geschäftsbedingungen und veröffentlichte Richtlinien und Verfahren sowie digitale Schnittstellen und Website-/App-Funktionen. Die Schreibtischrecherche zeigt auch alle öffentlich verfügbaren Informationen auf, die uns bei der Bewertung der verschiedenen Plattformen helfen könnten, z. B. die Bereitstellung bestimmter Dienstleistungen für Arbeiter:innen oder das Bestehen früherer oder laufender Konflikte
Interviews mit Manager:innen
Die zweite Methode besteht darin, die Plattformen um Nachweise zu bitten. Wir befragen Plattformmanager:innen und bitten um Nachweise für jedes der Fairwork-Prinzipien. Dadurch erhalten wir Einblicke in die Arbeitsweise und das Geschäftsmodell der Plattform und können gleichzeitig einen Dialog eröffnen, in dessen Rahmen die Plattform sich bereit erklären könnte, Verbesserungen der Arbeitsbedingungen vorzunehmen. In Fällen, in denen die Plattformmanager:innen weder Interviews zustimmen noch Nachweise mit uns teilen, stützen wir unsere Bewertung auf Nachweise, die wir durch eigene Recherchen und Befragungen der Arbeiter:innen erhalten haben.
Erhebungen und Befragungen von Arbeiter:innen
In der dritten Methode werden Daten direkt bei den Plattformarbeiter:innen erhoben. Auf diese Weise erhalten wir Einblick in die Verträge der Arbeiter:innen und erfahren etwas über die Strategien und Praktiken der Plattformen, die sich auf ihre Arbeitsbedingungen auswirken. Arbeiter:innen, die an unseren Untersuchungen teilnehmen, werden für ihre Zeit und ihre Bemühungen fair entschädigt, und ihre Antworten auf Umfragen und Interviews werden absolut vertraulich behandelt.
Gig Work Plattformen: Wir setzen verschiedene Strategien zur Anwerbung von Arbeiter:innen ein, die sowohl On- als auch Off-Platform-Methoden umfassen. Wir rekrutieren Arbeiter:innen, indem wir ihre Dienste über die Plattform in Anspruch nehmen (z. B. indem wir ein Uber bestellen), indem wir Arbeitskräfte an bekannten Treffpunkten ansprechen (z. B. an Orten, an denen sich Lieferkuriere versammeln), über Social-Media-Websites und Online-Foren (z. B. auf Facebook, WhatsApp oder Reddit) und indem wir ein Schneeballsystem nutzen (indem Arbeiter:innen, die wir befragen, uns an ihre Kolleg:innen weiterempfehlen). Wir befragen 6-10 Arbeiter:innen auf jeder Plattform. Diese Interviews zielen nicht darauf ab, eine repräsentative Stichprobe zu bilden, sondern vielmehr darauf, die Arbeitsprozesse und die Art und Weise, wie sie ausgeführt und verwaltet werden, zu verstehen. Mit anderen Worten: Die Daten der Arbeiter:innen sind nützlich, um zu verstehen, ob es Probleme gibt; sie werden nicht verwendet, um zu verstehen, wie weit verbreitet diese Probleme sind. Befragungen von Arbeiter:innen helfen uns auch zu verstehen, wie die Plattformregeln funktionieren (wofür keine repräsentativen Stichproben erforderlich sind).
Cloudwork-Plattformen: Auch hier setzen wir Rekrutierungsmethoden auf und außerhalb von Plattformen ein. Unser Ansatz variiert je nachdem, wie die Plattform organisiert ist und wie viele Informationen über die Arbeiter:innen auf der Plattform sichtbar sind. Manchmal laden wir Arbeiter:innen zur Teilnahme ein, indem wir unsere Interviews und Umfragen auf der Plattform als “Job” anbieten. Neben der Rekrutierung von Arbeiter:innen über die Plattform gehen wir auch über soziale Medien und Cloudworker-Foren auf die Arbeiter:innen zu und verwenden Schneeballsysteme. Unser Ziel ist es, auf jedem Kontinent, auf dem eine Plattform tätig ist, mindestens 10 Arbeiter:innen zu befragen. Auf diese Weise versuchen wir, eine aussagekräftige Stichprobe zu entwickeln, die auf die Art der von den Arbeiter:innen ausgeführten Aufgaben, die physischen Standorte der Arbeiter:innen und den hohen Stellenwert des Profils der Arbeiter:innen auf der Plattform achtet. Dementsprechend filtern wir die Umfrageantworten und Interviews selektiv, um eine geeignete Stichprobe zu bilden. Dieser Filterungsprozess ist eine Möglichkeit, die Identität der Arbeiter:innen, die an unserer Studie teilnehmen, zu schützen und sicherzustellen, dass sie nicht mit den endgültigen Fairwork-Bewertungen, die die Plattformen erhalten, in Verbindung gebracht oder zurückverfolgt werden können.
Von den Daten zur Bewertung
Dieser dreifache methodische Ansatz ermöglicht es uns, die Behauptungen des Plattformmanagements zu überprüfen und gleichzeitig Beweise aus verschiedenen Quellen zu sammeln. Auf Basis dieser Daten legen Mitglieder des Fairwork Teams in einem strengen Peer-Review Verfahren eine Punktzahl für jedes Unternehmen fest. Die Ratings werden in einem rigorosen Peer-Review-Verfahren überprüft und vergeben, an dem das an der Planung und Durchführung der Forschung beteiligte Kernteam von Forscher:innen (z. B. das Fairwork-Deutschland-Team im Fall der deutschen Plattformbewertungen), das zentrale Fairwork-Team in Oxford sowie zwei weitere Gutachter:innen aus anderen Fairwork-Länderteams beteiligt sind. Auf diese Weise können wir die Neutralität, Konsistenz und wissenschaftliche Stringenz des Bewertungsprozesses gewährleisten. Punkte werden nur vergeben, wenn es für jeden Schwellenwert eindeutige Belege gibt.